In Zeiten, in denen wir uns beinahe vollständig auf unsere Navigationsgeräte verlassen, kann kaum noch jemand sicher eine Straßenkarte lesen. Kein Wunder, dass „Karte lesen lernen“ zu einem wichtigen Lerninhalt in der Grundschule wurde. Ich persönlich finde es immer wieder hilfreich, mich auf Wanderkarten am Wegesrand oder Straßenkarten in fremden Städten orientieren zu können. Schließlich kann die Technik jederzeit ausfallen.

Die Symbole auf einer Karte verstehen

Wann immer meine Tochter sieht, dass ich eine Karte studiere, schaut sie mir interessiert zu. Die bunten Symbole auf den Karten schienen sie von Anfang an zu interessieren. Also begann ich, ihr einfache große Symbole zu erklären. Ich sagte beispielsweise: „Schau mal, dieser dicke, blaue Strich, der sich hier so lang schlängelt, soll den Fluss darstellen.“ Sie verfolgte den Fluss mit ihrem Finger. Dann fragte ich: „Findest du noch einen weiteren Fluss auf der Karte?“ Dicke, gerade, gelbe Striche sind häufig Autobahnen. Grüne Flächen stellen Wälder oder Wiesen dar. So lernte sie jedes Mal, wenn ich eine Karte herausholte oder am Wegesrand studierte, etwas Neues hinzu.

Irgendwann konnte ich sie richtig mit einbeziehen. So erklärte ich ihr, dass ich einen Parkplatz suche und zeigte ihr das zugehörige Symbol in der Legende. Sofort half sie mir begeistert nach Parkplätzen zu suchen. Voller Elan stellte sie fest, dass man auch Kirchen, Friedhöfe, Campingplätze und vieles andere mehr auf einer Karte wiederfinden kann.

Karte lesen lernen in der freien Natur

Irgendwann gab ich ihr eine kleine, handliche Karte, auf der lediglich wenige Straßen zu sehen waren. Gemeinsam suchten wir unseren Wohnort und ihr bekannte Stellen in der Umgebung. Plötzlich wurden die verzeichneten Straßennamen sehr wichtig. Wir markierten unseren Wohnort mit einem dicken Punkt.

Schließlich nahmen wir ihre kleine Karte mit nach draußen und verfolgten auf der Karte unseren Weg, während wir uns zu Fuß durch die Straßen schlängelten. Ich erklärte ihr, dass auf ihrer Karte Norden stets oben liegt, Süden immer unten, Osten rechts und Westen links. Wenn wir jedoch draußen stehen und gehen, kann links sowohl Norden, Süden, Osten als auch Westen sein. Sie begann, ihre Karte beim laufen zu drehen. Ich denke, dies ist ein normaler Vorgang. So ließ ich sie gewähren, bis sie irgendwann in der Lage war die Karte gedanklich zu drehen.

Ich denke, am besten lernt man diesen Vorgang draußen mit einer Karte in der Hand. Wenn ihr auch bei Regenwetter drinnen ein wenig trainieren wollt, so schaut euch doch mal das folgende Arbeitsblatt an und versucht die Formen im Geiste um 90° zu drehen.

Arbeitsblatt Logikrätsel: Formen im Geiste drehen

Weitere Arbeitsblätter dieser Art findet ihr natürlich auch auf eduki.

Den richtigen Weg finden

Als ich den Eindruck hatte, dass sie nun gut geübt ist, ergab es sich zufällig, dass sie eine neue Freundin besuchen wollte, deren Wohnort genau auf ihrer kleinen Karte lag. Ich nannte ihr also die Straße und Hausnummer ihrer Freundin und bat sie, uns zu navigieren. Wir gingen frühzeitig los, um nicht in Hetze zu verfallen. Außerdem überließ ich es ihr, einen der drei möglichen Wege auszusuchen. An jeder Kreuzung studierte sie sehr gewissenhaft ihre Karte. Und verlief sich schließlich doch. Als es ihr dann gelang, den richtigen Weg wieder zu finden und rechtzeitig bei ihrer Freundin anzukommen, war die Freude um so größer.

Es ist sicherlich noch viel Übung nötig bis sie die Karte wirklich sicher lesen kann. Doch wir sind auf einem guten Weg.

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2 Kommentare

  1. Wow, ich bin gerade auf diesen „SCHATZ“ an Blog/Internetseite aufmerksam geworden. Tolle Arbeit, vielen Dank für die ganzen Anregungen und Materialien!

    Das Material hier passt auch gut zur Drehsymmetrie und den Spirolateralen. 🙂

    Liebe Grüße!

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