Ich liebe die Mathematik! Aber als ich in die Grundschule ging, gab es einen Bereich, den ich gar nicht mochte: das Schätzen von Mengen. Egal, wie ich es anstellte, ich schien immer nur danebenzuliegen. Darum machte es mir keinen Spaß. Ich zählte die Menge lieber exakt nach.

Methoden zur Förderung des Schätzens

Was hätte mir damals helfen können? Aus heutiger Sicht hätte ich zuallererst jemanden an meiner Seite gebraucht, der mir gesagt hätte, dass es beim Schätzen nicht auf exakte Ergebnisse ankommt. Vielmehr geht es darum, eine grobe Richtung zu ermitteln. Steht beispielsweise eine Schüssel mit Bonbons auf dem Tisch, so sollte jedes Kind in der Lage sein, einzuschätzen, ob sich eher zehn oder eher hundert Bonbons in der Schüssel befinden. Dabei geht es nicht darum, exakt sagen zu können, ob es 96 oder 97 Bonbons sind.

Des Weiteren hätte ich Übung benötigt. Denn wie in jedem Lernbereich braucht der Lernende eine gewisse Übung, bis die Lerninhalte verinnerlicht sind und der Lernstoff routiniert angewendet werden kann. Dabei hätte ich sowohl Bilder von Objektmengen als auch reale Objekte benötigt. Denn die unterschiedliche Größe sowie das Aussehen eines Gegenstandes können die Schätzung beeinflussen. Im Klassenzimmer wie auch zu Hause eignen sich beispielsweise die folgenden Objekte:

  • Stifte
  • Murmeln
  • Bohnen
  • Knöpfe
  • Perlen
  • Nudeln
  • Steine
  • Büroklammern
  • Wäscheklammern
  • Gummibänder
  • Luftballons
  • Puzzleteile

Das Schlimmste aber war, dass ich keinen Ansatzpunkt dafür hatte, wie ich meine Schätzungen hätte verbessern können. Ich riet einfach irgendeine Zahl. Mir fehlte also die richtige Technik!

Schätzen und zählen

In der Schule schätzten wir die Anzahl, zählten dann nach und verglichen unsere Schätzung mit der tatsächlichen Anzahl. Dieses Vorgehen ist an sich nicht verkehrt. Vielleicht hätte ich einfach zusätzlich noch einige andere Übungen gebraucht.

Beispielsweise hätte es mir helfen können, die Dinge mit den Händen zu begreifen, statt sie nur auf dem Arbeitsblatt zu bearbeiten. Dazu könnten zum Beispiel kleine Holzwürfel oder runde Plättchen dienen, die dem Kind zunächst als wirrer Haufen präsentiert werden. Nachdem es die Anzahl geschätzt hat, kann es die Holzwürfel beziehungsweise die Plättchen geordnet hinlegen. Schon wird die Schätzung leichter! Dies ist der erste Schritt zur Bündelung.

Schätzen und bündeln

Indem Kinder diesen Vorgang mehrfach wiederholen – einen wirren Haufen in geordnete Reihen verwandeln, schätzen, zählen, die Ordnung zerstören – und sich frei mit dem Thema beschäftigen können, ja richtiggehend spielen können, wächst langsam die Routine. Es entwickelt sich ein Verständnis dafür, dass geordnete Mengen leichter geschätzt werden können als chaotische Mengen.

Quadrate, die einmal wild angeordnet sind und einmal geordnet in Zehner-Blöcken dargestellt sind

Dies führt uns zum nächsten Punkt: Chaotisch angeordnete Mengen können in Zehner-Einheiten gebündelt werden, um sie schneller exakt erfassen zu können. Auf Arbeitsblättern heißt es an dieser Stelle häufig „Kreise immer 10 Punkte/Hasen/Erdbeeren/ … ein“. Im oben vorgestellten Spiel könnte man das Kind an dieser Stelle dazu auffordern, die Gegenstände immer in Zehner-Blöcken anzuordnen. Hierzu können Eierkartons hilfreich sein, denn sie bieten genau zehn Mulden an.

Das Bündeln und das anschließende Zählen führen zu einem exakten Ergebnis. Machen Kinder dies jedoch sehr oft, so führt es irgendwann ganz automatisch auch dazu, dass die Schätzungen der Kinder exakter werden. Denn bereits während des Bündelns rechnet das Kind im Kopf hoch. Es überschlägt das Ergebnis und wird so zu einem annähernd richtigen Ergebnis kommen.

Die Rastermethode

Hierauf aufbauend kann die Rastermethode eingeführt werden. Sie erlaubt es, auch große Mengen relativ präzise zu schätzen. Beispielsweise die Anzahl der Personen auf einem Wimmelbild (angenommen, die Personen sind gleichmäßig über das gesamte Bild verteilt). Bei der Rastermethode wird das gesamte Bild mit einem Raster überzogen. Anschließend zählt das Kind die Anzahl der Gegenstände in einem Rasterfeld. Nun multipliziert es die Anzahl der Gegenstände mit der Anzahl der Rasterfelder. Fertig ist die Schätzung!

Veranschaulichung der Rastermethode zum Schätzen von Sternchennudeln

Noch exakter wird die Schätzung natürlich, indem mehrere Felder ausgezählt werden und der Mittelwert gebildet wird.

Ich hätte mir gewünscht, auch diese letzte Methode in der Schule kennenlernen zu dürfen, denn ich glaube, sie wäre eine sehr gute Technik für mich gewesen.

Arbeitsblätter zum Thema „schätzen und bündeln“

Wie so oft bin ich der Meinung, dass das Thema am besten durch die Arbeit mit realen Objekten erlernt werden kann. Dennoch habe ich wieder einmal eine Reihe an Arbeitsblättern erstellt, die dieses unterstützen können. Auf Eduki findest du meine Materialien „Einführung schätzen und bündeln“ sowie „Schätzen und bündeln – Wie viele Eier siehst du hier?“ vor. Wenn du magst, kannst du dir ein Arbeitsblatt aus dieser Reihe direkt hier herunterladen. Ich wünsche dir viel Spaß damit!

Arbeitsblatt "schätzen und bündeln"

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