Kürzlich habe ich mit meiner Tochter ein Wasserkraftwerk besichtigt. Der Kraftwerksmitarbeiter zeigte uns eine Reihe von Bildern, auf denen verschiedene Einzelteile des Wasserkraftwerks zu sehen waren. Daneben hing eine große Karte, die die Umgebung des Kraftwerks zeigte. Nachdem der Mitarbeiter einiges zu den Bildern erläutert hatte, erkundigte er sich, ob es noch weitere Fragen gäbe. Ein etwa zwölfjähriger Junge meldete sich und fragte nach dem Maßstab der Karte. Ich war ehrlich überrascht, denn mit dieser Frage hatte ich wohl am wenigsten gerechnet. Gerade deshalb blieb sie mir in Erinnerung.
Oft habe ich erlebt, dass Kinder und Jugendliche keine Karte mehr lesen können. Sie nutzen stattdessen eine Navigationsapp auf ihrem Handy oder verlassen sich auf das Mamataxi. Ich finde das sehr schade.
Vor gut drei Jahren habe ich in meinem Blogartikel „Karte lesen lernen“ ausführlich beschrieben, wie ich meiner Tochter das Lesen einer Karte näher gebracht habe. Mittlerweile bin ich häufig nicht nur erstaunt darüber, wie souverän sie Karten liest, sondern ich erfahre auch, in wie vielen anderen Bereichen diese Fähigkeit von Nutzen ist. Darüber war ich mir vor drei Jahren tatsächlich noch nicht im Klaren. Heute findet sich meine Tochter anhand von Lageplänen in völlig fremden Gebäuden zurecht oder kann aufgrund der Topo (das ist eine grafische Darstellung einer Kletterroute) genau bestimmen, wo sie sich innerhalb eines langen Klettersteigs befindet.
Auch der Maßstab einer Karte kann eine große Hilfe sein. So kann er zum Beispiel als Werkzeug fungieren, um die Entfernung einer Strecke besser einschätzen zu können. „Schaffe ich das zu Fuß? Oder sollte ich besser das Fahrrad nehmen?“ Der Maßstab ermöglicht es, Entfernungen zwischen verschiedenen Punkten auf der Karte zu berechnen.
Aber bevor ich meiner Tochter diese Berechnungen erklärte, fing ich ganz einfach und spielerisch an. Ich erstellte ihr Arbeitsblätter, auf denen sie einfache Figuren im Maßstab 2:1 vergrößern sollte. Hier findest du eines dieser Arbeitsblätter zum Ausdrucken.
Von hier aus steigerten wir uns langsam, indem sie unterschiedliche Figuren in unterschiedlichen Maßstäben vergrößerte oder verkleinerte. Schließlich war sie in der Lage, selber den Maßstab zu bestimmen. Wir sprachen darüber, wofür man vergrößerte und verkleinerte Bilder einsetzt. Die Details von kleinen Insekten lassen sich zum Beispiel viel besser studieren, wenn man eine stark vergrößerte Aufnahme betrachtet.
Übungen dieser Art sind übrigens auch Teil des Matheunterrichts in der Grundschule, was ich sehr begrüße. Weitere Arbeitsblätter hierzu findest du auf Eduki: