Kiwole steht für „Kinder wollen lernen“. Ich bin fest davon überzeugt, dass jedes Kind eine unglaubliche Lernmotivation in sich trägt. Am stärksten sehen wir dies bei unseren Kleinsten: Sie strengen sich so wahnsinnig an, um endlich krabbeln oder laufen zu können. Sie trainieren jeden Tag. Wenn sie es dann geschafft haben, sind sie überglücklich. Ihre Augen strahlen. Der Stolz steht ihnen ins Gesicht geschrieben.

Bei älteren Kindern hingegen haben wir häufig das Gefühl, dass sie überhaupt nicht lernen wollen. Sie sitzen bockig vor ihren Hausaufgaben, lernen ihre Vokabeln nicht und schieben den Gedanken an die nächste Klassenarbeit in die letzte Ecke ihres Gehirns. Lernmotivation? Fehlanzeige! Sie sind weder in der Lage sich selbst zu motivieren noch schaffen wir Eltern es sie von außen zu motivieren.

Woran liegt das? Wie konnte es zu diesem Wechsel kommen?

Die ursprüngliche Lernmotivation oder die Frage: Warum lernen wir überhaupt?

Warum lernen wir? Hast du dich einmal gefragt, warum du zum letzten mal etwas Neues erlernt hast? Warum hast du gelernt den neuen Kaffeeautomaten zu bedienen? Warum hast du die neue Yogapose erlernt? Weshalb hast du vor deinem Italienurlaub ein paar Worte Italienisch gelernt? Warum hast du die letzte berufliche Fortbildung mitgemacht?

Schauen wir uns nun unsere Kinder an. Warum lernen sie krabbeln? Um all die interessanten Dinge erreichen zu können, die früher außerhalb ihrer Reichweite lagen. Warum lernen sie sprechen? Weil es unglaublich gut tut sich mitteilen zu können. Die eigenen Bedürfnisse endlich klar benennen zu können. Warum lernen sie sich alleine anzuziehen, aufs Klo zu gehen, die Zähne zu putzen? Weil es sich gut anfühlt, selbst für sich sorgen zu können und unabhängig von anderen zu sein.

Wenn Kinder mit voller Motivation lernen, dann steckt immer ein höheres Ziel oder ein größerer Wunsch dahinter. Sie haben einen guten Grund dafür täglich zu trainieren. Ich finde es unglaublich faszinierend wie zielstrebig schon die Kleinsten sind. Wie sie täglich oder sogar stündlich üben. So unermüdlich. Ich habe großen Respekt vor dieser Leistung.

Warum Kinder ihre Hausaufgaben hassen

Spätestens mit dem Eintritt in die Schule ändert sich plötzlich etwas. Ein Lehrer oder (in der Grundschule zumeist) eine Lehrerin gibt vor, was das Kind zu lernen hat. In der ersten Klasse funktioniert dies gelegentlich noch ganz gut, denn der Lernstoff überschneidet sich häufig mit den natürlichen Interessen des Kindes. Es will endlich lesen lernen und so kommt es ihm ganz gelegen, dass die Lehrerin das gleiche Ziel verfolgt.

Doch irgendwann ist der Punkt erreicht an dem der Lehrer oder die Lehrerin einen Lernstoff vorgibt, der für das Kind gerade überhaupt nicht relevant ist. Es sieht keinen Sinn darin die Bundesländer Deutschlands auswendig zu lernen, denn es hat keinen direkten persönlichen Nutzen davon. Die Motivation schrumpft also gewaltig zusammen und was bleibt ist vielleicht lediglich die Motivation den Lehrer bzw. die Lehrerin nicht enttäuschen zu wollen, eine gute Note im nächsten Test zu schreiben oder die Eltern zufriedenzustellen. All dies ist keine besonders starke Motivation und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass sie selten zu guten Ergebnissen führt. Die Hausaufgaben ziehen sich wie Kaugummi. Die Vokabeln werden nur oberflächlich gelernt. Die Luft ist raus. Die Stimmung auf dem Tiefpunkt.

Schulische Lerninhalte motiviert erlernen

Der Schlüssel zur Lernmotivation ist also der eigene Nutzen, der aus dem Gelernten entsteht. Schauen wir uns für die vier großen Felder Lesen, Schreiben, Rechnen und Fremdsprachen einmal an, warum es sich lohnt diese Fähigkeiten zu erlernen.

Lesen lernen

Kinder lernen lesen, um sich über etwas zu informieren, das sie interessiert! Erstlesebücher können uninteressant sein, da der Inhalt nicht relevant für das Kind ist. Besser ist es, dem Kind freizustellen, welches Buch es lesen möchte. Vielleicht ein Sachbuch über Dinosaurier. Möglicherweise ein Bilderbuch mit seiner Lieblingsfigur. Vielleicht ist es aber auch die geheime Botschaft eines Freundes. Oder das Fernsehprogramm! Noch einmal: Wir lesen, um uns zu informieren. Manchmal lesen wir auch, weil es unserer Unterhaltung dient. Aber die tiefe Motivation, die ein Kind dazu bringen kann lesen zu lernen, liegt darin, dass es Informationen erhalten möchte. Außerdem merkt es, dass es unglaublich praktisch ist, wenn man lesen kann. Um wie viel leichter und bunter wird die Welt, wenn man all die kleinen Nachrichten entziffern kann: „Achtung, frisch gestrichen“, „Alles Gute zum Geburtstag“ oder „Hier drücken“.

Erst wenn das Lesen einigermaßen flüssig läuft, kann es der Unterhaltung dienen. Denn eine gute Geschichte entfaltet sich erst zu einem beeindruckendem Film in unserem Kopf, wenn die Zeilen vor unseren Augen nur so her fliegen. Andernfalls handelt es sich leider um ein sehr stockendes Video schlechter Qualität. Und wer schaut sich das schon gerne an…

Schreiben lernen

Es ist toll lesen zu können. Doch nachdem die Kinder lesen gelernt haben, drückt sogleich das nächste Bedürfnis: Endlich schreiben können! Wir lernen schreiben, um uns mitteilen zu können. Es ist ähnlich wie das Erlernen des Sprechens. Auch hier bestand der große Wunsch darin uns mitteilen zu können. Die ersten selbstgeschriebenen Texte sind häufig kleine Botschaften an die eigenen Eltern. „Ich habe dich lieb“ oder „Mama ist toll“. Wir Eltern bewahren diese Botschaften nicht nur in unseren Schubladen, sondern auch in unseren Herzen auf. Es sind so wichtige kleine Texte, mit viel Liebe geschrieben. Und gleichzeitig sieht man den ungelenken Buchstaben an, wie anstrengend es für das Kind war diese Botschaften auf das Papier zu bringen.

Häufig folgen danach kleine Anweisungen. Meine Tochter setzte plötzlich eigene Wünsche auf meinen Einkaufszettel. „Eis“ stand dort. Und ich kaufte Eis. Denn wir lernen schreiben um uns mitzuteilen. Auch um unsere Wünsche und Bedürfnisse mitzuteilen. Für einige Kinder ist es wichtig das Schreiben zu erlernen, um einen Wunschzettel schreiben zu können. Weitere Gedanken zu diesem Thema findest du auch in meinem Blogartikel „Freies Schreiben – Schreibanlässe anders denken„.

Schönschrift oder gar Rechtschreibung werden für das Kind erst dann wichtig, wenn es enttäuscht feststellen muss, dass jemand seine Nachrichten nicht lesen kann oder gar missversteht.

Rechnen lernen

Wir lernen rechnen, um Informationen zu erhalten und/oder Entscheidungen treffen zu können. Eine der ersten Rechnungen, die in Kinderköpfen abläuft, könnte die Folgende sein: „Wir sind drei Kinder. Jedes Kind möchte zwei Bonbons haben. Also brauchen wir sechs Bonbons.“ Kleine Rechnungen dieser Art tauchen häufig schon im Kindergartenalter auf und werden dort ganz intuitiv gelöst. Einige Kinder benutzen ihre Finger als Hilfe, andere haben andere Methoden. Das ist in Ordnung.

Später dann wird das Rechnen für die ersten kleinen Kaufentscheidungen benötigt. Welches Spielzeug kann ich mir von meinem Geld kaufen? Reicht das Geld? Kann ich mir vielleicht noch einen Luftballon dazu kaufen? Und wie viel Rückgeld werde ich erhalten? All diese Informationen benötigt das Kind um eine gute Entscheidung treffen zu können.

Auch die Uhrzeiten zu kennen ist für Kinder relevant. Wann fahren wir zur Oma? Wie lange kann ich mit meinem Freund spielen? Wie viele Minuten bleiben mir noch? Es ist toll, all dies selbst an der Uhr ablesen zu können und Zeitspannen errechnen zu können.

Fremdsprachen lernen

Vokabeln sind für viele Kinder der Endgegner. Überhaupt macht es für sie nur wenig Sinn eine Fremdsprache zu erlernen, wenn sie diese nirgends anwenden können. Wir lernen Fremdsprachen, um uns mit anderen Menschen unterhalten zu können. Es ist der Austausch, der im Vordergrund steht. Außerdem vielleicht das Interesse an einer fremden Kultur. Die Neugierde. Und der damit verbundene Wunsch Urlaub in einem fremden Land zu machen. Ferner können Fremdsprachen ein Tor zu neuen Informationen, neuen Filmen und Schriftstücken sein. Viele Bücher sind nur auf englisch erhältlich. Die Möglichkeiten wachsen ins unermessliche, wenn man der englischen Sprache mächtig ist.

Wie wir die Lernmotivation in unseren Kindern wieder wecken können

Unsere Kinder kommen mit eigenen Interessen auf die Welt. Sie bestimmen, wann sie bereit sind laufen oder sprechen zu lernen. Wir können sie unterstützen und begleiten. Aber wir können nur bedingt etwas an ihrer Motivation ändern. Letztendlich müssen sie selber den ersten Schritt machen, müssen in sich die Motivation finden und dann üben bis es endlich klappt.

Ähnlich sieht es meiner Meinung nach auch mit den schulischen Inhalten aus. Wir können unsere Kinder begleiten und ein Stück weit unterstützen. Aber wir müssen uns von der Vorstellung lösen DAS Wundermittel zu finden, welches wir von außen hinzugeben können um dem Kind dauerhaft stressfreie Hausaufgaben zu ermöglichen. Lernmotivation entsteht von innen. Die Motivation etwas zu erlernen entsteht dann, wenn das Kind für sich erkennt, dass die Lerninhalte ihm nützlich sein können. Daher kann es in einigen Fällen hilfreich sein dem Kind noch einmal vor Augen zu führen, wo ihm das Gelernte nützlich sein kann. Dies kann zum Beispiel ein Englandurlaub sein, wenn das Kind Probleme hat sich für die Lerninhalte des Faches Englisch zu begeistern. Es können regelmäßige gemeinsame Einkäufe sein, in denen das Kind die Möglichkeit erhält sich langsam an Preise heranzutasten. Es kann das Backen eines Kuchens sein, bei dem gemeinsam das Rezept gelesen wird oder die Zutaten abgewogen werden. Sei kreativ und finde die richtige Lösung für DEIN Kind.

Wir können versuchen die in der Schule geforderten Lerninhalte mit der Lebensrealität des Kindes zu verknüpfen. Noch viel wirkungsvoller aber ist es, wenn die Lerninhalte direkt an den Interessen des Kindes ausgerichtet werden. Ein Stück weit ist dies zumindest in den Grundschulen der Fall, denn die Lehrpläne sehen in etwa die Lerninhalte vor, für die sich Kinder im Grundschulalter für gewöhnlich interessieren. Darüber hinaus ist es den Kindern möglich speziellere Interessen in Kursen am Nachmittag auszuleben.

Wie seht ihr das? Was motiviert eure Kinder? Und wie könnte man die Lernmotivation eurer Meinung nach steigern? Ich bin gespannt auf eure Kommentare!

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