Im dritten Teil meiner kleinen Reihe „Grundlagen des Zeichnens“ geht es um das Thema Figur und Grund. (Teil 1 beschäftigt sich mit der Schraffur. Im zweiten Teil könnt ihr etwas über die Strichführung erfahren.)

Figur und Grund – Was ist das überhaupt?

Wenn wir ein Bild betrachten, unterscheiden wir zwischen „Figur“ und „Grund“. Das Wort Figur meint in diesem Zusammenhang nicht nur eine menschliche Person, sondern auch dargestellte Tiere oder Objekte, die sich im Vordergrund bzw. im Mittelpunkt des Interesses befinden. Im Gegensatz dazu steht der Grund. Hierbei handelt es sich schlichtweg um den Hintergrund.

In klassischen Bildern lassen sich Figur und Grund meist gut unterscheiden. Hier findest du einige Hinweise zur Unterscheidung:

  • Der Grund setzt sich rund um die Figur fort.
  • Die Figur setzt sich durch eine eindeutige Form vom formlosen Grund ab.
  • Die Figur erscheint näher als der Grund.
  • Die Figur scheint sich an einer eindeutigen Position im Raum zu befinden.

Versuche es gerne einmal selber: Wähle ein Gemälde aus und versuche Figur und Grund zu identifizieren. Wo endet die Figur und wo beginnt der Grund? Bei einigen Bildern ist dies ganz leicht auszumachen. Bei anderen hingegen können Figur und Grund ineinander verschmelzen. Daher schrieb ich weiter oben: „In klassischen Bildern lassen sich Figur und Grund meist gut unterscheiden.“ Es gibt jedoch auch Ausnahmen. Und auf genau diese werfen wir jetzt einen kurzen Blick.

Uneindeutige Figur-Grund-Beziehungen

Bei einigen Bildern ist die Figur-Grund-Beziehung uneindeutig. Hier können die dargestellten Formen sowohl als Figur wie auch als Grund gedeutet werden.

Schau dir die folgenden Beispiele an. Was siehst du? Sind es Kreise und Linien? Oder erkennst du ein Quadrat und zwei Dreiecke? Was ist Figur und was ist Grund?

zwei grafische Bilder mit uneindeutiger Figur-Grund-Beziehung

Vielleicht hast du Lust eigene Bilder zu zeichnen, bei denen die Figur-Grund-Beziehung uneindeutig ist. Ich wünsche dir viel Spaß damit!

Wie dir dieses Wissen beim Zeichnen helfen kann

Puh, das klang alles ganz schön theoretisch. Nun schauen wir uns an, wie dir das obige Wissen bei deinen eigenen Zeichnungen helfen kann. Hierzu habe ich dir wieder zwei Beispiele mitgebracht.

Zwei Zeichnungen eines Zauns in denen einmal der Hintergrund und einmal der Vordergrund betont gezeichnet wurde als Beispiel für unterschiedliche Betonungen von Figur und Grund

Im Normalfall neigen wir dazu sehr viel Zeit und Mühe in die Ausarbeitung der Figur zu stecken. Dies ist grundsätzlich kein falsches Vorgehen. Doch ich möchte dich ermuntern es auch einmal anders herum zu versuchen. Der weiße Zaun im oberen Beispiel entstand, indem ich den Hintergrund ausgearbeitet habe und nur wenige Striche auf die eigentliche Figur verwendet habe. Manchmal lohnt es sich Zeit und Mühe in die Zwischenräume zu investieren. In den Grund also.

Wenn du es selber einmal ausprobieren möchtest, kann ich dir folgendes Motiv ans Herz legen: Zeichne einen Wald mit vielen dicht beieinander stehenden Bäumen. Nun zeichne die gleiche Szene ein zweites Mal, aber betone dieses Mal die Zwischenräume und lasse aus deinem Wald einen Birkenwald werden. Verwende nur wenige Striche auf die Figur, indem du die Bäume leicht schattierst oder die schwarzen Stellen in der ansonsten weißen Rinde betonst. Konzentriere dich aber in erster Linie auf den Grund.

Ich wünsche dir viel Spaß bei deinen Experimenten!

Vielleicht gefällt dir auch das:

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert