Wir Eltern kennen Kettenbriefe noch aus unserer Kindheit. Damals wurden sie per Post versendet. Wollte man sie weiterschicken, so musste man den gesamten Text mühsam mehrmals abschreiben.

Heute hingegen funktioniert die Weiterleitung mit nur einem Klick. Denn moderne Kettenbriefe werden über Messenger wie WhatsApp, Telegram, Threema oder Signal versendet. Aber auch über Instagram, Facebook, X und viele andere Online-Dienste.

Eines ist jedoch gleich geblieben: Damals wie heute fühlen sich Kinder und Jugendliche durch Kettenbriefe verunsichert. Deshalb bin ich der Meinung, dass wir mit unseren Kindern darüber sprechen sollten!

Über Kettenbriefe sprechen

Um ins Gespräch zu kommen, könntest du zunächst nach den Erfahrungen deines Kindes fragen:

  • Hast du schon einmal einen Kettenbrief erhalten?
  • Wenn ja, über welches Medium? (z.B. WhatsApp)
  • Wie hast du dich gefühlt, als du den Brief gelesen hast?
  • Fühltest du dich unter Druck gesetzt, den Kettenbrief weiterzuleiten?
  • Welche Gedanken hattest du, bevor du entschieden hast, ob du den Kettenbrief weiterleiten sollst oder nicht?

Einen Kettenbrief erkennen

Während des Gesprächs erfährst du, wie sicher oder unsicher dein Kind im Umgang mit Kettenbriefen ist. Vielleicht geht es bereits sehr selbstbewusst damit um. Vielleicht ist aber auch das Gegenteil der Fall. Viele Kinder sind durch solche Briefe verunsichert. Einige haben sogar Probleme damit, einen Brief als Kettenbrief zu identifizieren.

Das wichtigste Merkmal eines Kettenbriefes ist in meinen Augen die klare Aufforderung, den Brief an eine bestimmte Anzahl von Freunden oder Bekannten weiterzuleiten. Oftmals ist dies verbunden mit einem Glücksversprechen, für den Fall, dass man der Aufforderung nachkommt. Oder aber: Mit einer Drohung, Angst- oder Panikmache, sollte man von der Weiterleitung absehen. Faktenbasierte Informationen oder gar Quellenangaben findet man hingegen nicht. Der Ursprungsautor ist in der Regel unbekannt.

Neben diesen Fakten kann auch ein mulmiges Gefühl beim Lesen einer Nachricht ein guter Indikator dafür sein, dass es sich um einen Kettenbrief handelt oder dass auf andere Weise etwas faul ist. Kinder und Jugendliche sollten diese Gefühle unbedingt ernst nehmen!

Das Schneeballsystem

Kettenbriefe arbeiten nach dem Schneeballprinzip. Das bedeutet, dass eine ständig wachsende Anzahl an Teilnehmern erforderlich ist. Hierzu kannst du ein kleines Gedankenexperiment mit deinem Kind machen:

Nicole hat einen Kettenbrief erhalten. Darin wird sie aufgefordert, die Nachricht an vier Freunde weiterzuleiten. Also leitet sie die Nachricht an ihre Freunde Luise, Arthur, Fiona und Nico weiter.

Bei Kettenbriefen kommt das Schneeballprinzip zum Einsatz. Die Grafik veranschaulicht das Schneeballprinzip.

Übertrage die Zeichnung gemeinsam mit deinem Kind auf ein Blatt Papier. Malt nun auf, was passieren würde, wenn Nicoles Freunde die Nachricht ebenfalls an jeweils vier Freunde weiterleiten würden. Malt anschließend auf, was passieren würde, wenn diese Freunde die Nachricht wiederum weiterleiten würden.

Wie ihr seht, sind nach nur wenigen Schritten bereits sehr, sehr viele Teilnehmer nötig. Möglicherweise hat dein Kind dies sogar schon einmal in der Praxis erlebt, wenn es einen Brief an seine Freunde weiterleiten wollte, diese jedoch bereits allesamt den Brief kannten. Oder wenn dein Kind den gleichen Kettenbrief von mehreren Freunden erhalten hat.

Im Umkehrschluss ist es also absolut notwendig, dass die Kette irgendwann von irgendwem unterbrochen wird.

Der richtige Umgang mit Kettenbriefen

Ich habe meinem Kind die folgenden drei Grundregeln im Umgang mit Kettenbriefen an die Hand gegeben:

  • Ich klicke die enthaltenen Links niemals an.
  • Ich leite die Nachricht an niemanden weiter.
  • Ich lösche die Nachricht.

Dies mag sich im ersten Moment falsch anfühlen. Immerhin kommt der Brief von einem Freund und man möchte diesen Freund auf keinen Fall verletzen. Gleichzeitig droht der Brief mit Konsequenzen, sollte man ihn nicht weiterleiten. Das kann Angst erzeugen.

Doch je öfter ein Kind Kettenbriefe löscht, umso öfter macht es die Erfahrung, dass keine negativen Konsequenzen folgen. Irgendwann fühlt es sich dann ganz einfach an, unerwünschte Nachrichten direkt zu löschen.

Bei Unsicherheiten sollte das Kind oder der Jugendliche natürlich auf die Hilfe anderer zurückgreifen. Hierbei können sowohl die Eltern Ansprechpartner sein, als auch (Vertrauens-)Lehrer oder Mitschüler.

Was sind deine Erfahrungen in diesem Bereich? Ich freue mich über Kommentare!

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